Vitamin-D-Mangel, fast schon eine Volkskrankheit

Vitamin-D-Mangel senkt Lebenserwartung

Welche Rolle diese Substanz (Vitamin-D) spielt und wie man einen Defikit vorbeugt, erklärt Endokrinologe Prof. Doz. Dr. Stefan Pilz von der MedUni Graz

Bis vor kurzem wurde Vitamin-D als Prophylaxe gegen Rachitis (Knochenerweichung) verabreicht. Laut Ihrer neuen Studie kann es viel mehr. Welches Ergebnis hat Sie am meisten erstaunt?

  • Dass Vitamin-D-Mangel nicht nur ein bedeutender Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen ist, sondern Menschen, die daran leiden, sogar eine kürzere Lebenserwartung aufweisen.

Wieso wirkt sich Vitamin-D auf so vielfältige Weise positiv auf die Gesundheit auf?

  • Es wird vom Körper zu einem Hormon umgewandelt, das auf alle Organe wirkt, indem es die Ablesung von Erbinformationen beeinflusst. Ein Mangelzustand dieses Vitamin-D Hormons Calcitriol ist somit einem Hormonmangel gleichzusetzen, da es wie ein Steroidhormon wirkt.

Welche Rolle spielt das Sonnenhormon für das Immunsystem?

  • Vitamin-D kann unsere Immunzellen in einer Art regulierenden Funktion beeinflussen. Es wurde z. B. nachgewiesen, dass die Zellen, die uns vor Autoimmunerkrankungen schützen - sogenannte regulatorische T-Zellen - durch Vitamin-D-Gabe signifikant vermehrt werden können. Andere Studien zeigten, dass die Zufuhr dieses Vitamins zu einer deutlichen Reduktion von Infekten führt.

Wie viele Österreicher leiden unter Vitamin-D3-Mangel?

  • Die letzten repräsentativen Untersuchungen zeigen eine Häufigkeit von 20 bis 40 Prozent, das ist fast schon eine Volkskrankheit!

Wer ist vor allem betroffen?

  • Ältere Menschen, besonders jene, die im Heim leben. Generell ist aber ein Defizit sehr häufig auch bei Personen festzustellen, die sich zu wenig dem Sonnen licht aussetzen. Denn die Hauptquelle für Vitamin-D ist dessen Bildung in der Haut, für die UVB-Strahlen der Sonne benötigt werden.

Für wen ist eine ausreichende Vitamin-D3-Verorgung daher essentiell?

  • Es sollte im Prinzip niemand einen Mangel haben, aber von gesundheitsökonomischer Bedeutung ist vor allem die ausreichende Vitamin-D-Versorgung der älteren Bevölkerung, da auf diese Weise unter anderem (lebensgefährliche) Knochenbrüche und Stürze reduziert werden können. Bei Schwangeren und Stillenden ist ebenso kein Engpass empfehlenswert.

Ab Oktober können wir ja in unseren Breitengraden wegen des niedrigen Sonnenstandes kaum körpereigenes Vitamin-D3 produzieren. Den Bedarf alleine über Lebensmittel zu decken ist nicht möglich. Was tun?

  • Es klafft eine große Lücke zwischen der durchschnittlichen Vitamin-D-Zufuhr in der Bevölkerung von ca. 100 Internationalen Einheiten (IE) pro Tag und der für den Winter empfohlenen von 800 IE.
  • Wir arbeiten an einem EU-Projekt (ODIN), mit dem Ziel, Vitamin-D Nahrungsmitteln zuzusetzen (wie bereits in Finnland üblich), um die Bevölkerung ausreichend damit zu versorgen. Ein Mangel (eine Blutuntersuchung gibt Auskunft!) kann in dieser Jahreszeit leicht durch die Einnahme  von Nahrungsergänzung vermieden werden. Die Vitamin-D-Werte lassen sich zudem durch gewichtsabnehme erhöhen: Überflüssige Kilos vermeiden, bzw. reduzieren!

© Krone Gesund v. 17. Oktober 2015

NS.: ein Nährstoffshake enthält pro Portion 50 Prozent der empfohlenen Tagesmenge an Vitamin-D

        ein Nährstoffriegel enthält pro Riegel 30 Prozent der empfohlenen Tagesmenge an Vitamin-D